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Bastienne Leuthe ©GloriaSchwan, Courtesy of Sotheby's
Bastienne Leuthe: "Mit 4096 Farben bringt Gerhard Richter die Serie der Farbtafeln zu einem fulminanten Abschluss.“
Am 18. Mai wurde in New York eines der Hauptwerke Gerard Richters, 4096 Farben versteigert. Der Käufer erhielt den Zuschlag für 21,8 Millionen Dollar. Mit dabei war Bastienne Leuthe, Head of Contemporary Art, Germany. Sie ist ausgewiesene Gerhard Richter Kunstexpertin und gab Alethea Magazine einen tiefen Einblick in das Werk und diese besondere Schaffensperiode im Leben von Gerhard Richter. Das Werk hat zudem eine ganz besondere Beziehung zu Düsseldorf, denn es war in dem Düsseldorfer Farbenfachgeschäft Sonnenherzog, als Gerhard Richter Anfang der 70er Jahre die ausliegenden Farbmusterkarten so faszinierend fand, dass er begann an der Serie der Farbtafeln zu arbeiten. In den darauffolgenden Jahren entwickelte und perfektionierte er sie weiter. Weshalb 4096 Farben eines der Hauptwerke dieser Schaffensperiode ist, erfährt man im Interview.
4096 Farben ist aber auch tief mit Köln verbunden, dem jetzigen Wohnsitz von Gerhard Richter. 2002 wurde er angefragt, das Südfenster im Kölner Dom zu gestalten und durch einen Zufall wurde 4096 Farben die Quelle der Inspiration. Jetzt, nachdem 4096 Farben in eine Privatsammlung übergeht, fragt man sich, ob das Werk irgendwann einmal wieder in einer öffentlichen Ausstellung zu sehen sein wird? Bastienne Leuthe ist zuversichtlich, denn Leihgaben an Museen adeln ein Werk und sind auch ein Lob an die Sammler.
Lesen Sie im Interview die faszinierenden Details zu 4096 Farben:
3 Juli 2023
ART
Name: Bastienne Leuthe
Occupation: Head of Contemporary Art, Germany at Sotheby's
"4096 Farben ist der fulminante Abschluss der dritten Serie. Es ist die einzige Arbeit, bei der jede Farbe sich viermal wiederholt."
Können Sie schildern, wie die Auktion in New York und der Verkauf von 4096 Farben ablief?
4096 Farben wurde als eines unserer großen Highlights in unserer Contemporary Evening Auktion am 18. Mai verkauft. In unseren großzügig geschnittenen Räumen in New York sah die Arbeit fantastisch aus, um nicht zu sagen museal. Es herrschte eine positive Energie, als 3 Kunden gegeneinander boten. Drei Kollegen boten mit diesen Kunden am Telefon: meine amerikanische Kollegen Lisa Dennison und Grégoire Billault sowie mein Kollege Alex Branczik aus Hongkong.
Im Oktober letzten Jahres verkauften wir in London die allererste Farbtafel von Gerhard Richter, 192 Farben, das einzige Werk aus dieser Serie in Öl auf Leinwand, aus dem Jahr 1966. So kurz danach eine der wichtigsten Farbtafeln aus der späteren Serie verkaufen zu dürfen, war sehr spannend. 4096 Farben stammt aus dem Jahr 1974. 1971 produzierte er eine kleine Serie, aber die tiefe Auseinandersetzung begann in den Jahren 1973 und 1974. 4096 Farben ist das bedeutendste Werk, weil es visuell den stärksten Effekt hat. Es ist das einzige Werk, in dem sich die Farben viermal wiederholen. Auf trennende weiße Stege verzichtet der Künstler.
4096 Farben by Gerhard Richter, Courtesy of Sotheby's
In Paris hängt aber auch eine große Farbtafel?
In den 70-er Jahren war 4096 Farben der Höhepunkt dieser Serie. 2007 produzierte er eine große Auftragsarbeit für die Fondation Louis Vuitton und nahm das Thema der Farbtafeln in der Serie 25 Farben (2007) und Quattro Colori (2008) wieder auf. Das Thema der Farbtafeln ließ ihn nie los.
Besonders ist ja auch, dass er die weißen Zwischenstreifen wegließ.
Die Werke aus den 60-er Jahren beziehen sich sehr stark auf die Farbmusterkarten, die er in Düsseldorf in einem Geschäft fand. Diese Arbeiten haben eine abbildhafte Qualität. In den 70-er Jahren bei dem Werk 1024 Farben löst er sich erstmals davon, indem die Rahmen aufgelöst werden und die Werke keinen abbildhaften Charakter mehr haben. Richter möchte bewusst die subjektive Künstlerpersönlichkeit aus den Werken herausnehmen und einer professionellen Oberfläche den Raum geben. Erstmals stellte er ab 1973 einen Assistenten ein, denn die Arbeit an den Farbtafeln war körperlich sehr anstrengend. Bei den früheren Arbeiten wählte er die Anordnung der Farben so, wie er sie interessant fand. Bei den späteren Werken erfolgte die Verteilung per Zufallsprinzip. Dies auch, um sich aus dem Entstehungsprozess noch mehr herauszunehmen.
"Ein großer Glücksfall. Immer einen Schritt weiter gehen, neue Wege, neue Techniken, neue Kompositionen, einen neuen Stil."
Die erste Farbtafel 192 Farben, die wir im Oktober 2022 in London versteigert haben, war die erste Arbeit, in der Richter nach der Serie der Fotoarbeiten zur Abstraktion findet. Die Arbeit entstand direkt nach der grandiosen Arbeit Ema (Akt auf der Treppe), welches im Museum Ludwig hängt. Mit dieser Arbeit war ihm ein großer Coup gelungen und danach wusste er nicht so richtig, wie er weiter machen sollte. Auch als er die erste Farbtafel gemalt hatte, wusste er nicht so recht, wie gut die Serie war. Sein enger Freund Konrad Lueg besuchte ihn im Atelier und zeigte sich begeistert von den Farbtafeln. Gerhard Richter wird zitiert, dass er die Serie selbst als großen Glücksfall empfand.
Der Umbruch von den Fotobildern zu den Farbtafeln war ein großes Wagnis. Das macht Richter als Künstler aus. Immer einen Schritt weiter gehen, neue Wege, neue Techniken, neue Kompositionen, einen neuen Stil.
Sind jetzt noch Farbtafeln auf dem Markt?
Ich weiß derzeit von keiner Farbtafel auf dem Markt. Problematisch ist meist der Zustand der Werke. Die erste Farbtafel war Öl auf Leinwand, aber danach arbeitete er mit industriellen Lackfarben. Das Öl war ihm zu persönlich und er wollte keine traditionell ästhetische Anmutung, sondern einen neutralen Industriecharakter. Die Lacke hatten aber nicht alle dieselbe Haltbarkeit und deshalb sind viele Werke in einem schlechteren Zustand. Bei 4096 Farben war der Zustand glücklicherweise gut.
In welchem Düsseldorfer Geschäft fand er denn die Farbkarten?
Es war das Düsseldorfer Familiengeschäft Sonnenherzog, damals in der Herzogstrasse, in dem viele Düsseldorfer Künstler ihre Farben kauften.
4096 Farben war auch Inspiration für das Domfenster?
Richter wurde 2002 angefragt, ob er sich vorstellen könne, ein neues Glasfenster für das Südquerhaus im Dom zu realisieren, kurz nach seiner großen Retrospektive im MOMA. Als ein in Köln lebender Künstler war Gerhard Richter von dieser Anfrage begeistert. Die Vorgabe war, dass es sich auf 6 Märtyrer des 20. Jahrhunderts beziehen sollte. Dieser Aufgabe fühlte er sich nicht gewachsen und überlegte, den Auftrag abzulehnen, da er diese Märtyrer nicht visualisieren wollte. Zufällig lag ihm eine große Abbildung von 4096 Farben vor, welche er unter das Muster des Fensters legte.
"Er musste dunklere Farben nehmen und damit es ruhiger und besinnlicher wurde, spiegelte er einen Teil der Farben."
Bei den ersten Entwürfen merkte er, dass die Farben zu hell waren und manche sogar als weiß erschienen. Er musste dunklere Farben nehmen und damit es ruhiger und besinnlicher wurde, spiegelte er einen Teil der Farben. Es gibt auch einen Film über das Domfenster. Ein innovatives Verfahren wurde genutzt, damit das Fenster auch einer starken Sonneneinstrahlung standhält und sich das Glas dehnen und wieder zusammenziehen kann.
Da 4096 Farben nunmehr im Privatbesitz ist, wird man es einmal wieder sehen?
Ganz sicher. Das Werk war, als es im Privatbesitz war, in vielen wichtigen Ausstellungen vertreten. Es ist für ein Werk dieses Kalibers eine gewisse Adelung in wichtigen Ausstellungen zu sein und Sammler können dies auch als Lob für ihre Tätigkeit sehen, wenn das Werk für herausragende Ausstellungen angefragt wird.
Wie war denn Ihr Weg in die Kunst?
Ich wuchs in einem kunstsinnigen Elternhaus auf und durfte meinen Vater bei Einkäufen beraten. Es war früh für mich klar, dass ich im Kunsthandel arbeiten möchte. Ich studierte Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte und machte während des Studiums ein erstes Praktikum im Auktionshaus und blieb dabei. Hier wird es nie langweilig.
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