Künstler Bob Landström arbeitet hauptsächlich mit zerkleinertem, pigmentiertem Vulkangestein, die er aus einer Mine in der Nähe der Navajo Nation im amerikanischen Südwesten bezieht. Seine Gemälde mit ihrer granulierten Textur sind abstrakt, voller tiefgründiger Bedeutungen. Sie greifen die Ikonographie alter Sprachen, der Wissenschaft, der Religionen und des Mystizismus auf. Immer wieder stösst man auf mathematische Formeln. Der Künstler bezeichnest ich selbst als Einhorn, das Mathematik liebt. Bob Landströms Gemälde sind sind auf einer übersinnliche Weise harmonisch, strotzen vor leuchtender Farben strahlen sie eine fast magische Kraft auf den Betrachter aus. Da das Hauptmedium seiner Bilder, Vulkangestein, aus dem Kern unseres Planeten stammt, sei sein Werk auch ein Versuch, den Kern der menschlichen Erfahrung zu erschließen. Für Bob Landström teilen Kulturen eine kollektive Seele. Der Künstler möchte durch seine Werke, dass wir die Beziehung zum Universellen überdenken, woher wir kommen, wo wir jetzt sind, und hoffentlich die Grenzen unserer Möglichkeiten überwinden. 

Ganz neu ist seine Serie Serie Florum Somnia. Für diese Reihe dokumentierte Bob Landström die Kommunikation der Pflanzen durch Tonaufnahmen. Er interpretierte, dass Pflanzen sprechen und sogar musizieren.

18. August 2023

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Interview Directory 

ART

Name: Bob Landström

Ausbildung: School of the Museum of Fine Art, Boston,
Universities of Missouri and Pittsburgh, Carnegie-Mellon University, Carnegie Institute of Fine Art, Pittsburgh,

Beruf: Künstler und Bildhauer

"Eine Sache, die mich zu Beginn dieser Serie besonders beeindruckt hat, ist, dass Pflanzen Töne erzeugen. Sie sprechen."

Ich habe gelesen, dass Sie in Ihrer neuen Serie Florum Somnia die Kommunikation der Pflanzen durch Tonaufnahmen visualisieren? 

Ich habe in den Gemälden für diese Serie verschiedene Formen der Pflanzenkommunikation visualisiert. Es ist meine Interpretation von absichtlichen Interaktionen zwischen der Pflanze und ihrer Umgebung. Pflanzen kommunizieren auf viele verschiedene Arten. Sie kommunizieren über die Luft, indem sie flüchtige organische Verbindungen ausstoßen, und manchmal können wir das Aroma einer Pflanze riechen. Andere Chemikalien haben nicht dieselbe Wirkung auf den Menschen. Pflanzen kommunizieren unterirdisch, indem sie Netze knüpfen, die sich manchmal über große Entfernungen erstrecken, wenn sie sich mit dem Myzel (Pilzgeflecht) verbinden. Diese Botschaften liegen bei sehr niedrigen Frequenzen, etwa 20 Hz.

Eine Sache, die mich zu Beginn dieser Serie besonders beeindruckt hat, ist, dass Pflanzen Töne erzeugen. Sie sprechen. Die Frequenz des Tons ist höher als die, die Menschen hören können, aber einige andere Tiere können sie hören. Wenn die Frequenz in das menschliche Hörspektrum übertragen wird, klingt sie wie ein Klicken und Knacken. Wenn Sie schon einmal Popcorn auf dem Herd gemacht haben, hört sich das Geräusch sehr ähnlich an.

Ich habe ein MIDI-Interface gefunden, das den Klang einer Pflanze erkennen und in Noten auf einer Synthesizertastatur umsetzen kann. Ich habe einige dieser Aufnahmen von verschiedenen Pflanzen gesammelt, und während des Künstlergesprächs in meiner jüngsten Ausstellung Florum Somnia hat eine Pflanze im Hintergrund Musik gespielt. 

Bob Landstrom, Chookalu, Pigmented Volcanic Rock on Canvas, 2023 ©Bob Landstrom

Das Medium, mit dem Sie arbeiten, ist einzigartig. Woher beziehen Sie es, oder spielt es eine Rolle, woher die vulkanische Erde stammt? 

Ich verwende die Erde schon sehr lange und nach vielen Experimenten als Malmittel. Vor allem Vulkangestein ist für mich etwas Besonderes, weil es eine offensichtliche Alchemie-Symbolik hat: Es trägt seinen Zustandswechsel von flüssig zu fest auf dem Ärmel. Bislang hat die Herkunft des Vulkangesteins in meiner Arbeit jedoch keine große Rolle gespielt. Ich beziehe es aus einer Mine in der Nähe der Navajo Nation im amerikanischen Südwesten. Es handelt sich um ein 300 Millionen Jahre altes Vorkommen, das jetzt natürlich schlummert.

"Schließlich ist es Energie, die in sich zusammenfällt, um die materielle Welt zu manifestieren, in der wir herumlaufen."

Ich spüre in Ihren Werken eine große Energie und auch Harmonie. Was ist für Sie wichtiger? 

Das ist eine sehr aufschlussreiche Frage. Ich denke viel über Energie nach, und ich erinnere mich immer wieder daran, die Energie dessen zu spüren, worüber ich nachdenke. Schließlich ist es Energie, die in sich zusammenfällt, um die materielle Welt zu manifestieren, in der wir herumlaufen. Ich verwende Farben, Formen und Gesten, um die Energie im plastischen Raum eines Gemäldes zu erzeugen.

Hysleria, Pigmented Volcanic Rock on Canvas, 2023©Bob Landstrom

Noodile, Pigmented Volcanic Rock on Canvas, 2023 ©Bob Landstrom

Die Vielzahl von Symbolen und mathematischen Formeln ermöglicht es dem Betrachter, sich ganz in Ihr Bild zu vertiefen. Können Sie den Lesern erklären, was es damit auf sich hat? 

Ich gehöre zu den Einhörnern, die Mathe schön finden. Nicht nur Mathematik, sondern jede grafische Erklärung von komplexen Prozessen oder Dingen beflügelt meine Fantasie. Ich erinnere mich an Momente in meiner Universitätszeit (z. B. in einer Vorlesung über Elektromagnetismus), in denen die Kreidetafel des Professors mit Formeln, griechischen Buchstaben und Diagrammen bedeckt war - einige wurden teilweise weggewischt, andere blieben als Kreidestaub zurück. Diese Bilder sind für mich so sexy.

Ich verwende in meinen Gemälden oft die gleichen Mittel: Formeln, Gedichte, Texte, erfundene Symbole. Was auch immer ich verwende, ich wähle es wegen seiner grafischen Energie. Die Zahl drei kann zum Beispiel eine "3" sein, ein "m", ein "w", ein "E" oder drei vertikal angeordnete Punkte. In jedem Fall hat diese einfache kleine Glyphe eine völlig andere Energie.

Von welchen kulturellen Epochen oder Symbolen lassen Sie sich bei Ihrer Arbeit inspirieren? 

Ich beziehe viel aus alten Kulturen und alten oder so genannten "primitiven" Religionen. Ich suche nach Glyphen, die sich auf Artefakten oder Ruinen aus diesen Kulturen befinden. Viel verlorenes Wissen und metaphysische Signale wurden um die Zeit von Pythagoras, etwa 500 v. Chr., gesammelt. Der sokratische Gedanke, dass wir schon vor unserer Geburt über ein vollständiges Wissen verfügen, klingt in mir nach. Ich habe mich auch von zeitgenössischen Kulturen beeinflussen lassen, insbesondere von mesoamerikanischen und indianischen Kulturen. 

"Stellen Sie sich vor, was tatsächlich passiert, wenn man bedenkt, dass Pflanzen auf komplexe Weise mit ihrer Umwelt kommunizieren."

In Ihrem  Künstler-Statement schreiben Sie, dass Sie mit Ihrer Kunst dazu beitragen wollen, die Grenzen zwischen Vertrautheit und Möglichkeiten zu überwinden? 

Die Vorstellungskraft tut dies für uns. Die Mühsal der täglichen Pflichten kann uns manchmal geistig abstumpfen lassen. Künstler schaffen Dinge, die uns aus dieser Erstarrung aufrütteln und die Vorstellungskraft aktivieren. In der Serie Florum Somnia stelle ich mir vor, was passieren würde, wenn eine Pflanze einen Traum hätte, und male Schnappschüsse dieser Erfahrung. In diesem Sinne sind Pflanzen also vertraut, aber stellen Sie sich vor, was tatsächlich passiert, wenn man bedenkt, dass Pflanzen auf komplexe Weise mit ihrer Umwelt kommunizieren.

Neoskizzle, Pigmented Volcanic Rock on Canvas, 2023 ©Bob Landstrom

Hendassa, Pigmented Volcanic Rock on Canvas, 2022 ©Bob Landstrom