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Dr. Clarence Epstein: "Und hier sind wir nun. Die Einigung liegt hinter uns und ist ein guter Abschluss."

© Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer


Dr. Clarence Epstein: "Und hier sind wir nun. Die Einigung liegt hinter uns und ist ein guter Abschluss."

Das Interview wurde auf English geführt. Freie Übersetzung durch unseren Redakteur.

Am 15. Mai war es so weit. Im festlichen Ambiente des Düsseldorfer Jan-Wellem-Saals wurde das Gemälde "Bildnis der Kinder des Künstlers" (1830) von Wilhelm von Schadow an die Max & Iris Stern Foundation restituiert. Der Vertreter der Stiftung, der Kanadier Dr. Clarence Epstein, war bei der Übergabe durch Oberbürgermeister Dr. Keller und seine Beigeordnete für Kultur und Integration, Miriam Koch anwesend. Gemäß der Vereinbarung verbleibt das Gemälde in einem Flügel des Kunstpalastes, der im Spätsommer von Direktor Dr. Felix Krämer, der ebenfalls bei der Übergabe anwesend war, wiedereröffnet werden soll. Der Fall hatte 2017 in Düsseldorf für negative internationale Schlagzeilen gesorgt, als eine lokale Max-Stern-Ausstellung vom damaligen Oberbürgermeister Thomas Geisel abgesagt wurde. Die von der neu gewählten Stadtverwaltung initiierte Ausstellung "Entrechtet und beraubt. Der Kunsthändler Max Stern" Ende 2021 lief ohne die Beteiligung der Stern Foundation. Im Jahr 2023 ging dann plötzlich alles ganz schnell und Beigeordnete Miriam Koch verkündete am 20. April die Entscheidung des Stadtrates, das Gemälde zu restituieren. Aufgrund einer Provenienzlücke, die durch Nachforschungen nicht mehr zu schließen sei, habe man sich für die Rückgabe des Werkes entschieden, so die Stadt.


Der Leitgedanke ist genau das, in Anlehnung an den vierten Grundsatz der Washington Conference von 1998, der besagt, dass bei der Suche nach einer gerechten und ausgewogenen Lösung der Tatsache Rechnung getragen werden sollte, "dass Lücken und Unklarheiten" bei der Herkunft aufgrund des Zeitablaufs und der besonderen Umstände des Holocaust unvermeidlich sind.


Das Stern Cooperation Project wird von Dr. Clarence Epstein geleitet und kommt kanadischen und israelischen Universitäten zugute. Es ist gelungen, 26 Gemälde, die dem Galeristen Max Stern gestohlen worden waren, wiederzubeschaffen. Lesen Sie das Interview, um zu erfahren, wie es mit dem Projekt weitergeht.

24. Juni 2023

Interview Directory 

ART, LEADER

Name: Dr. Clarence Epstein

Tätigkeit:Executive director bei Max and Iris Stern Foundation

Ausbildung: McGill University, Courtauld Institute of Art, University of London, The University of Edinburgh

"Die Altstadt ist ein sehr angenehmer Ort zum Arbeiten und Entspannen."

 

Können Sie den Lesern sagen, wie Ihnen die Stadt Düsseldorf gefällt?


Ich mag sie sehr. Ich war schon viele Male in Deutschland, meistens aus geschäftlichen Gründen. Was ich an Düsseldorf schätze, ist die Größe der Stadt und die Tatsache, dass sie so sauber und gut gestaltet ist. Die Altstadt ist ein sehr angenehmer Ort zum Arbeiten und Entspannen.


Zurzeit arbeiten Sie auch als Leiter der Claudine and Stephen Bronfman Family Foundation, einer bekannten kanadischen Philanthropen-Familie. Wie schaffen Sie es, beide Aufgaben zu bewältigen?


Das Stern Project ist ein Übertrag meiner Arbeit für die Universitäten, die die ursprünglichen Erben des Max-Stern-Nachlasses sind. So sind McGill, die Hebräische Universität und Concordia Nutznießer der Stern Foundation, und ich habe im Namen der Concordia-Universität für das Projekt gearbeitet. Als ich zur Bronfman Foundation wechselte, behielt ich dieses Projekt als eine persönliche Priorität bei, die ich aufgrund meines Interesses an diesem Thema für wichtig hielt. Ich arbeite hauptberuflich für die Bronfman-Familie, bringe aber einen Teil meiner Freizeit in die Stern Foundation ein, weil wir Beziehungen zu den Universitäten und den Forschern aufgebaut haben.


Zur Ausstellung "Entrechtet und beraubt. Der Kunsthändler Max Stern" Ende 2021 sind Sie nicht nach Düsseldorf gekommen? Konnte die Ausstellung die internationale Empörung besänftigen?


Wir haben beschlossen, keine Rolle zu übernehmen. Wir haben diese Entscheidung getroffen, um die kanadischen und israelischen Kuratoren zu unterstützen, die entschieden haben, sich nicht an der Ausstellung zu beteiligen. Wir dachten, wir würden so ihre Entscheidung, nicht teilzunehmen, respektieren. Wir haben jedoch ein Exemplar des Katalogs erhalten. Da wir die Ausstellung nicht besucht haben, habe ich keine Meinung dazu.


Gibt es hier in Düsseldorf noch Werke, die zur Diskussion stehen?


Ja, die gibt es, wir werben nicht für diese Werke, bis wir eine Art Vereinbarung mit der Stadt und den Status der Ansprüche für diese zusätzlichen Werke haben. Das Porträt der Schadow-Kinder wurde der Öffentlichkeit nicht durch uns bekannt, sondern durch die Entscheidung der Stadt, das Thema öffentlich zu machen, als sie die Ausstellung absagte.

Bürgermeister Dr. Keller (2.v.r.), Dr. Clarence Epstein, "Dr. Max und Iris Stern Stiftung", Isabelle Poupart (l.), Chargé d'Affaires a.i. der Kanadischen Botschaft in Deutschland, und Beigeordnete Miriam Koch © Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

"Bildnis der Kinder des Künstlers" (1830) von Wilhelm von Schadow wird im Spätsommer 2023 wieder im Kunstpalast Düsseldorf zu sehen sein © Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

"Und hier sind wir nun. Die Einigung liegt hinter uns und ist ein guter Abschluss."


Die jetzige Lösung, scheint sehr schnell zustande gekommen zu sein?


Beigeordnete Miriam Koch war diejenige, die das Dossier bearbeitet hat. Vor etwa 6 Monaten trat sie an uns heran und teilte uns mit, dass die Stadt eine Lösung in dieser Angelegenheit anstrebe. Wir wissen nicht warum, aber wir haben verstanden, dass diese Angelegenheit für sie Priorität hatte, also haben wir schnell gehandelt. Und hier sind wir nun. Die Vereinbarung liegt hinter uns, und es ist ein guter Abschluss.


Die Stern-Stiftung und das Forschungsprojekt betreffen im Allgemeinen drei Universitäten?


Ursprünglich waren nicht nur drei Universitäten begünstigt, sondern auch viele Museen sowie Einzelpersonen, denen Max Stern sein Vermögen vermacht hat. Derzeit kommt die Stiftung zwei Universitäten zugute, der Hebräischen Universität und der Concordia.


"Auf diese Weise bereiten wir uns auf die Zeit vor, in der wir auf die Menschen zugehen und einen Dialog beginnen können, um beide Seiten der Geschichte zu verstehen".


Konnten bisher nur 20 Werke zurückgegeben werden? Wie viele Kunstwerke müssen noch zurückgegeben werden und wo befinden sie sich? Überall in der Welt?


Es gibt 26 Werke, die wir wiedergefunden haben. Wir schätzen, dass zwischen 400 und 500 Werke im Umlauf sind. Es gibt eine hohe Konzentration in den deutschsprachigen Ländern, wo es wahrscheinlicher ist, dass die Art von Werken, mit denen die Galerie Stern handelte, gefunden wird. Dabei handelt es sich um Werke niederländischer und flämischer Meister sowie um deutsche Gemälde aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Es ist wahrscheinlich, dass viele von ihnen heute noch in deutschsprachigen Sammlerkreisen zu finden sind.

Wir haben nicht alle gefunden gemacht, aber wenn wir eines ausfindig machen, legen wir eine Akte an und beginnen, den Verbleib, die Provenienz und die Geschichte zu bestätigen. Auf diese Weise bereiten wir uns auf die Zeit vor, in der wir auf die Menschen zugehen und einen Dialog beginnen können, um die vielen Facetten der Geschichte besser zu verstehen.


Wie arbeiten Sie? Der Düsseldorfer Fall lief über die Stadtverwaltung. Arbeiten Sie generell über Anwälte oder wer hilft Ihnen dabei?


Wir agieren nicht über Anwälte. Wir arbeiten hauptsächlich mit unserem eigenen Team von Forschern und Beratern. Die kanadische Regierung und die kanadische Botschaft sind ebenfalls sehr hilfreich und erleichtern die Korrespondenz und die Kontaktaufnahme. Letztendlich sind wir reif genug, um selbst aktiv zu werden und Auktionshäuser, Händler, Museen und Regierungen zu kontaktieren, wenn wir Ansprüche haben. Es kommt darauf an, wo sich das Gemälde befindet und wer der Besitzer ist.


"Wir kämpfen also weiter dafür, dass die deutsche Gesetzgebung und die Regierungen die Komplexität von Holocaust-Verlusten im Vergleich zu alltäglichen Verlusten anerkennen."


Auf welchen Gesetzen beruhen all diese Fälle, oder handelt es sich um Verhandlungssache?


In den Vereinigten Staaten gibt es Gerichtsverfahren zu unseren Gunsten, die auf illegalen Handlungen der Eigentümer eines Werkes beruhen und zu einem Gerichtsurteil geführt haben. In Europa machen wir unsere Ansprüche auf der Grundlage der Washingtoner Prinzipien geltend und sind auf moralische Überzeugungsarbeit angewiesen, um in diesen schwierigen Fragen zu einem Ergebnis zu kommen. In Deutschland gibt es die gleichen Herausforderungen wie im übrigen Europa, wo Verluste aus der Zeit des Holocausts ähnlich behandelt werden wie alltägliche Diebstähle. Wir kämpfen also weiterhin darum, die deutsche Gesetzgebung und die Regierungen zu ermutigen, die Komplexität der Verluste aus der Zeit des Holocaust im Vergleich zu den Verlusten von heute anzuerkennen.


Sie haben in London und Edinburgh studiert? Was hat Sie daran interessiert, sich mit Kunstgeschichte zu beschäftigen?


Ich habe Kunstgeschichte studiert, und ein Teil meiner Studienzeit bestand darin, zu arbeiten, um meine Ausbildung zu finanzieren. Das habe ich über den Kunsthandel gemacht und dadurch bestimmte Fähigkeiten entwickelt, die nicht nur für mein Studium, sondern auch für meine Karriere nützlich waren. Als ich die Universität verließ, wurde ich mit der Bearbeitung von Nachlässen und Sammlungen in Zusammenarbeit mit großen Auktionshäusern betraut. Die Erfahrung mit dieser Art von Großprojekten führte dazu, dass ich von der Stern Foundation gebeten wurde, ihre Angelegenheiten zu verwalten. Ursprünglich ging es darum, das Kulturgut im Nachlass von Max Stern zu verwalten, und als wir dann die verschiedenen Elemente des Nachlasses verstanden hatten, zu denen auch Verluste aus der Zeit des Holocausts gehörten, begann ich, mich mit den Ansprüchen auf NS-verfolgte Kunst zu beschäftigen.


Wann werden Sie das nächste Mal in Düsseldorf sein?


Das hängt von der Stadt und den Absprachen ab, die wir getroffen haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit ihnen an einem umfangreichen Forschungsprojekt arbeiten werden, das wir gerade beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg eingereicht haben und das hoffentlich genehmigt wird. Wir beabsichtigen, mit verschiedenen Organisationen zusammenzuarbeiten, unter anderem mit der jüdischen Gemeinde Düsseldorfs, der Museumsgemeinschaft der Stadt und anderen Forschungsteams in Deutschland.

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