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"The Raft of Lampedusa", Lanzarote ©Jason deCaires Taylor
Jason deCaires Taylor: „Der Ozean ist wie ein Zustand des Bewusstseins. Als würde man durch eine Tür in eine andere Welt gehen.“
Es gibt Neuigkeiten vom gefeierten britischen Bildhauer Jason deCaires Taylor. Seine neuste Serie sind landbasierte Kunstwerke in einer neuartiger Technik, indem geschmolzenes Aluminium in schnell abkühlende Wassertanks gegossen wird. Die Skulpturen erscheinen außergewöhnlich transformiert durch ein Zusammenspiel von entropischen Explosionen und koralinen Hohlräumen. Außerdem gibt es den Dokumentar Film „UNDER“, der das Unterwasser-Ökomuseum des Künstlers an der Küste von Insel Sainte-Marguerite in Cannes zeigt sowie einen Einblick in den künstlerischen Prozess bei Entstehen der Unterwasser Skulpturen. Zudem wurde Jason deCaires Taylor zum Botschafter der Künste in Cannes ernannt.
Wie nahm alles seinen Anfang? Jason deCaires Taylor bereiste die Meere der Welt seit seiner Kindheit. Er ist Taucher und Bildhauer zugleich und so fügte sich alles zusammen „Als würde man durch eine Tür in eine andere Welt gehen. Ein anderer Zustand des Geistes.“ Schon bald aber wurde ihm die umweltpolitische Dimension seiner Arbeit klar. „Je älter ich werde, versuche ich, mit meiner Arbeit dazu beizutragen, die Politik zu verändern.“
8. August 2023
ART
Name: Jason deCaires Taylor
Ausbildung: London Institute of Arts mit BA Honours in Sculpture
Beruf: Künstler, Bildhauer, Taucher
Wohnsitz: Lebt und arbeitet in London und in der ganzen Welt
Wie nahm dies alles seinen Anfang?
Während meines Studiums habe ich mich auf Kunst im Freien und Kunst im öffentlichen Raum konzentriert. Ich war sehr daran interessiert, wie sich Objekte und Skulpturen an ihre Umgebung anpassen. Nicht nur im physischen Sinne, sondern auch im kulturellen. Ich habe viel in England gearbeitet und die Skulpturen an verschiedenen Orten aufgestellt, an einem Strand, in einem Wald. Ich beobachtete, wie sie sich durch die Bedingungen, das Licht, den Wind und das Meer veränderten. Aber auch, wie sie je nach der Geschichte der Gemeinschaft, die sie sah, interpretiert wurden. Ich interessierte mich auch sehr für das Meer, da ich als Jugendlicher viel Zeit damit verbrachte, das Meer zu erforschen, indem wir um die Welt reisten. Ich dachte, es wäre wirklich interessant, Zepter ins Meer zu stecken und zu sehen, wie sie sich verändern und diesen riesigen unbekannten Raum erforschen. Später wurde mir klar, dass man das auch zum Schutz der Umwelt nutzen könnte. Es war der Wendepunkt, als ich feststellte, dass es auch einen ökologischen Wert hat.
Sie errichten Ihre Skulpturen nicht nur in tropischen Gewässern?
Am meisten interessieren mich Gebiete, in denen man es nicht erwarten würde. Ich habe Projekte in Norwegen in einigen der Fjorde durchgeführt, in kaltem Wasser, und einigen der schönsten Grotten. Ich habe auch Projekte in der Themse mit den großen Gezeiten durchgeführt. Hier strömen jeden Tag 8 Meter Wasser ein- und aus, was eine enorme Kraft und Energie bedeutet. Sie werden sehr schnell von Algen und Schalentieren besiedelt, ganz anders wie in der ruhigen, klaren Wasserwelt der Karibik.
London, River Thames "The Rising Tide" ©Jason deCaires Taylor
Gibt es für die deutschen Leser auch die Möglichkeit, Ihre Kunstwerke an den deutschen Küsten zu finden?
Nein, noch nicht! Ich habe ein Projekt mit der deutschen Fußballmannschaft in Brasilien gemacht, als sie die Weltmeisterschaft mit schwimmenden Skulpturen gewonnen hat.
"Bald werden wir den Punkt erreichen, an dem sich niemand mehr daran erinnern kann, wie gut es gewesen ist. Wir werden die Grundlage dessen verlieren, was wir für eine unberührte Umwelt halten."
Wie schnell bemerken Sie die Veränderung der Wassertemperaturen an Ihren Skulpturen?
Man kann aus den Skulpturen keine wissenschaftlichen Ergebnisse ableiten. An jedem Standort gibt es viele unterschiedliche Faktoren, Sonnenlicht, Nährstoffe, Algen. Es geht darum, mit den Menschen in den Gemeinden zu sprechen, mit den Fischern, die ihr ganzes Leben dort verbracht haben. Von ihnen erfuhr ich, wie negativ der menschliche Einfluss ist. Bald werden wir den Punkt erreichen, an dem sich niemand mehr daran erinnern kann, wie gut es gewesen ist. Wir werden die Grundlage dessen verlieren, was wir für eine unberührte Umwelt halten.
"Im Meer ist es so, als würde es ständig schneien."
Wie schnell wirkt sich das Wasser auf Ihre Skulptur aus?
Äußerst schnell, denn innerhalb von 12 Stunden, nachdem sie im Wasser ist, beginnt sie sich zu verändern. Innerhalb von 2 Tagen färbt sie sich gelb, dann etwas grüner, weil sich Algen ansiedeln. Dann fangen andere Arten an, auf sie zu krabbeln, sich an der Oberfläche festzusetzen und zu wachsen. Ich dachte, dass das meiste Leben in den tropischen Gebieten zu finden wäre. Aber einige der Veränderungen in kaltem Wasser sind sehr schnell.
"Es ist das Gegenteil einer Galerie für zeitgenössische Kunst."
Im Meer ist es so, als würde es ständig schneien, und der Schnee besteht aus Tausenden von kleinen Eiern, Embryonen und Arten, die ständig auf alles herabschneien. Die Skulptur fängt an, ihr Leben zu akkumulieren; eine Spezies landet auf der anderen, vielleicht bekämpfen sie sich, dann siedelt sich die nächste Spezies an. Jeder Tag ist anders. Es ist das Gegenteil einer zeitgenössischen Kunstgalerie. Alles entwickelt sich ständig weiter.
Jason deCaires Taylor sculptures ©Jason deCaires Taylor
"The Coral Greenhouse Australia" ©Jason deCaires Taylor
Danach entstehen die Fotografien?
Es ist ein großer Teil des Kunstwerks selbst, eine Installationskunst des Moments. Wenn ich die Kunst mache, denke ich bereits darüber nach, wie sie mit dem Meer reagieren wird, wie das Licht aus einem bestimmten Winkel kommen wird und wie die Kompositionen zusammengestellt wird.
"Der Ozean ist wie ein Zustand des Bewusstseins."
Was bedeutet der Ozean persönlich für Sie?
Der Ozean ist wie ein Bewusstseinszustand. Als würde man durch eine Tür in eine andere Welt gehen. Ein anderer Zustand des Geistes. Sobald ich unter die Wasseroberfläche tauche, spüre ich sofort, wie sich mein Herzschlag und meine Atmung verlangsamen. Wie ich mich bewege, ist anders, schwebend und geistig bin in einem anderen Zustand. Ähnlich der Zeit, in der wir alle die ersten neun Monate unseres Lebens im Schoß verbringen. Wir schweben in Flüssigkeiten und können nur hören und fühlen. Unter Wasser zu gehen und zu tauchen bringt diese Erinnerungen zurück.
Wenn Sie an Küsten arbeiten, setzen sich ja aktive mit den Regierungen auseinander.
Meistens ist es ein Auftrag der Regierung, wenn in die Küstenlinien investiert werden soll. Aber ich mache auch private Aufträge.
Viele unserer Probleme rühren daher, dass wir keine gute Regierung haben. Je älter ich werde, versuche ich, mit meiner Arbeit dazu beizutragen, die Politik zu verändern. Es braucht eine globale Anstrengung, um die Erwärmung des Planeten zu stoppen, eine Gesetzgebung wie bei der Pandemie. Wir brauchen einen massiven politischen Wandel und müssen die Menschen inspirieren, in die Politik zu gehen.
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"Coralarium Maldives" Image by Cat Vinton ©Courtesy Jason deCaires Taylor
Portrait Jason deCaires Taylor ©Jason deCaires Taylor
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