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Die Initiatoren und Leiter der Klima Biennale, Sithara Pathirana und Claudius Schulze ©Mafalda Rakos
Sithara Pathirana und Claudius Schulze: "Es geht nicht darum alles richtig zu machen, sondern viel mehr gemeinsam aus Fehlern zu lernen."
Ab April findet in Wien die erste Klima Biennale statt. Unter diesem Titel findet vom 5. April bis 14. Juli ein 100-köpfiges Festival aus Kunst, Design, Architektur und Wissenschaft statt.
Mit mahnenden Transparenten, Untergangsszenen oder in der Kunstwelt mit bedrohlichen Bildern werden die Menschen meist zu einem sorgsamen und respektvollen Umgang mit der Natur angehalten. Die Initiatoren und Leiter der Klimabiennale, Sithara Pathirana und Claudius Schulze, wollen mit ihrem Festival hingegen die konstruktive Energie betonen. Als Hauptsitz der Biennale dient das KunstHausWien, das derzeit nachhaltig saniert wird. Auch die urbane Gemeinschaft Wiens ist mit von der Partie. 70 Partner aus dem Wiener Kunst- und Kulturbereich sowie gesellschaftspolitische Institutionen sollen sich der Biennale angeschlossen haben, um eine Plattform zu schaffen, die in Zukunft regelmäßig stattfinden kann. Worauf können wir uns freuen? Es wird einen Klimapavillon des Breathe Earth Collective im KunstHausWien geben. Auf dem Festivalgelände am Nordwestbahnhof soll eine urbane Utopie Wirklichkeit werden, eine Ausstellung Songs for the Changing Season ist geplant und vieles mehr.
Wir sprachen mit den Initiatoren darüber, wie ein solches Großprojekt unternehmerisch umgesetzt werden kann. Und wie Sie mit dem neuen Kunstfestival ein nachhaltiges kollektives Netzwerk aufbauen wollen, denn Sie wollen möglichst viele Menschen weltweit in eine ganzheitliche Auseinandersetzung einbeziehen.
10. February 2024
ART
Name: Sithara Pathirana und Claudius Schulze
Beruf: Initiatoren und Leiter der Klima Biennale Wien
"Unser Konzept dabei ist, dass wir uns wenig für Katastrophenbilder interessieren."
Können Sie uns erzählen, wie es zu dieser fantastischen Idee kam?
Sithara Pathirana: Im Herbst 2022 haben wir in Hamburg mit dem ClimateArtFe.st ein zehntägiges Klimakunstfestival veranstaltet. In Wien gab es mit der Vienna Biennale for Change, die von Christoph Thun-Hohenstein als damaligem Direktor des Museum für Angewandte Kunst (MAK) 2015-2021 veranstaltet wurde, ein museales Pendant. Mit der Klima Biennale Wien führen wir diese beiden Stränge nun zusammen: ein intersdisziplinäres Festival, dass sich mit den Fragen und Herausforderungen in Angesicht der Klima Krise beschäftigt.
Claudius Schulze: Unser Konzept dabei ist, dass wir uns wenig für Katastrophenbilder interessieren sondern konstruktivem Elan in den Vordergrund stellen. Viele der konkreten Ideen zur Umsetzung entstanden aus dem Wunsch heraus, die Stadtgesellschaft miteinzubeziehen. Das führte letztendlich dazu, dass sich mehr als 70 Partner*innen aus dem Wiener Kunst- und Kulturbereich, aber auch gesellschaftspolitische Institutionen der Biennale angeschlossen haben.
Wie gehen Sie die Biennale aus organisatorischer und unternehmerischer Sicht an?
Claudius Schulze:: Es war eine Herausforderung, innerhalb von gut einem Jahr nicht nur die Erstausgabe auf die Beine zustellen sondern auch eine Struktur aufzubauen, die die Biennale viele Jahre tragen kann. Wir sind organisatorisch an das KunstHausWien gebunden, das in vielerlei Hinsicht in Kommunikations- und Gestaltungsaufgaben unterstützt. Darüber hinaus haben wir auch ein eigenes, sehr engagiertes Team aufgestellt.
Sithara Pathirana: Das Programm besteht ja aus mehreren Schienen – die Biennale Zentrale im KunstHausWien. Hier wird mit dem Klima-Pavillon des Breathe Earth Collective ein Ort des Get-together, des Austauschs und der aktiven Teilnahme geschaffen. Auf dem Festivalareal am Nordwestbahnhofs wird eine urbane Utopie Realität. Mit Songs for the Changing Seasons setzen wir hier eine Ausstellung mit tollen internationalen Künstler*innen verschiedener Generationen um, die sich mit der Frage beschäftigt: Wie fühlt sich der Klimawandel eigentlich an? Mit Immediate Matters gehen wir bewusst auf lokale Spaces und Galerien zu, die mittels Open Call eingeladen wurden, sich am Projekt zu beteiligen. Damit greifen wir auf das große Potenzial zurück, das die Stadt Wien im Bereich der freien Szene bietet.
Sind große Unternehmen und Politik / Politiker*innen ebenfalls involviert?
Claudius Schulze: Die Klima Biennale Wien wird von den Stadratsbüros Klima und Umwelt, Kultur und Wissenschaft, Finanzen und Wirtschaft gemeinsam finanziert. Hier gibt es auch intensiven Austausch in beide Richtungen. Das ist gut und wichtig – denn wir wollen natürlich, dass die Biennale auch Impulse in Richtung Politik setzt.
Sithara Pathirana: Darüber hinaus haben sich Firmen wie die Wiener Stadtwerke, die Bank Austria und Siemens als Sponsoren angeboten mit denen wir konkrete Projekte umsetzen um so Fragen der klimafitten Zukunftsgestaltung im Rahmen der Biennale zu thematisieren aber auch in die Unternehmen hineinzutragen.
"Als Cineastin werde ich in meiner Freizeit wohl vor allem die Kino-Beiträge der Biennale genießen."
Was sind aus Ihrer Sicht die Highlights oder welche Programmpunkte würden Sie Besucher*innen explizit empfehlen?
Claudius Schulze: Im Zentrum stehen hier sicherlich für mich die beiden Ausstellungen, die in Eigenproduktion entstanden – im KunstHausWien die von Sophie Haslinger kuratierte Schau Into the Woods die sich von verschiedenen Seiten dem Ökosystem Wald nähert, am Festivalareal die genannte Ausstellung Songs for the Changing Seasons kuratiert von Lucia Pietroiusti und Filipa Ramos. Ich komme aus der Fotografie – entsprechend freue ich mich ganz besonders über die beiden Ausstellungen des Foto Arsenal Wiens, die Einzelausstellungen von Beate Gütschow und Laure Winant.
Sithara Pathirana: Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit der Volkshilfe Wien, mit der wir ein „Zukunftslabor“ entwickeln, in dem Kinder und Jugendliche ihre Fragen und Ideen in einen gemeinsamen partizipativen Prozess bringen. Sehr gespannt bin ich persönlich auch auf das Projekt gemeinsam mit den Wiener Festwochen und dem Volkskundemuseum Wien, bei dem die Klima Biennale Wien Safe Spaces für aktivistische Initiativen und Gruppierungen schafft. Als Cineastin werde ich in meiner Freizeit wohl vor allem die Kino-Beiträge der Biennale genießen.
"Wir wollen positive, Gesamtgesellschaftliche Impulse setzen."
Die Erwartungen an Sie als junges Team sind sicherlich sehr hoch – nicht zuletzt wegen der immensen internationalen medialen Aufmerksamkeit. Wie gehen Sie damit um?
Sithara Pathirana: Wir spüren natürlich, dass die Gründung einer neuen Biennale international beobachtet wird und dementsprechend ein gewisser Druck auf uns lastet. Gleichzeitig ist das Thema von solcher Wichtigkeit, dass wir sehr viel Rückenwind, Interesse und Kooperationsbereitschaft spüren. Und das ist für uns von größter Wichtigkeit, denn es geht uns um diese Gemeinschaftlichkeit.
Claudius Schulze: Es ist sehr wichtig sich selbst den Anspruch klar zu machen: wir wollen positive, Gesamtgesellschaftliche Impulse setzen. Es geht nicht darum alles richtig zu machen, sondern viel mehr gemeinsam aus Fehlern zu lernen. Es wird sicher viele gute Ideen geben, die wir am Ende nicht umsetzen konnten. Darüber werden wir uns aber nicht grämen sondern sie als Chance für die nächste Ausgabe verstehen.
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