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©Sarah Kastner
Julia Kröhn: "Es gibt kaum etwas Schöneres und Erfüllenderes als Schriftstellerin zu sein."
Viele Menschen träumen davon, ein Buch zu schreiben und als Autor zu arbeiten. Das Self-Publishing eröffnet zudem viele neue Möglichkeiten, sich zu vermarkten. Doch Julia Kröhn, eine der erfolgreichsten Autorinnen der letzten Jahrzehnte, weiß, wie man die großen Verlage überzeugt und als Autorin im Buchhandel Karriere macht. Die Bestsellerautorin und studierte Gymnasiallehrerin hat bereits 41 Bücher veröffentlicht. Bemerkenswert ist auch, dass sie unter verschiedenen Pseudonymen schreibt, wie Sophia Cronberg, Leah Cohn, Carla Federico, Katharina Till, Kiera Brennan, Kristin Adler, Catherine Aurel oder auch Klara Jahn. Der Grund dafür ist, wie sie in einem exklusiven Interview erklärt, nicht nur das kreative Experimentieren, sondern auch Marketinggründe bei der Zusammenarbeit mit Verlagen.
Wie sie es an die Spitze geschafft hat, aber auch wertvolle Tipps und einen Blick hinter die Kulissen gibt sie in diesem Interview.
Julia Kröhns neuestes Buch "Papierkinder" handelt von der historischen Kinderrechtsbewegung. Während der Coronavirus-Pandemie hatte die Autorin das Gefühl, dass die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen vernachlässigt wurden. Sie entdeckte historische Frauen, die sich im 19. Jahrhundert für die Bildungschancen von Kindern einsetzten.
4. January 2023
BOOKS
Name: Julia Kröhn
Beruf: Autorin
Ausbildung: Gymnasiallehrerin. Sie studierte Geschichte, Philosophie, Theologie und Religionspädagogik.
"Während der Coronazeit hatte ich oft das Gefühl, dass die Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen stark ins Hintertreffen rückten."
Ihr neuester Roman „Papierkinder“ handelt von der historischen Kinderrechtsbewegung. Diese historische Geschichte verweben Sie mit einer dramatischen Familiengeschichte. Was inspirierte Sie zu diesem Buch?
Während der Coronazeit hatte ich oft das Gefühl, dass die Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen stark ins Hintertreffen rückten. Damals habe ich mich das erste Mal ausführlich mit der Kinderrechtsbewegung befasst: Seit dem 19. Jahrhundert setzte sich diese für den Schutz, die liebevolle Behandlung und die Bildungschancen aller Kinder ein. Rasch stieß ich auf drei beeindruckende historische Frauen, über die man m.E. viel zu wenig weiß und denen ich unbedingt ein Denkmal setzen wollte: Emma Döltz war eine überzeugte Sozialistin, die die ersten Kinderschutzkommissionen ins Leben rief, um Kinderarbeit einzuschränken. Clara Grunwald war eine glühende Reformpädagogin, die die Deutschen mit den Ideen von Maria Montessori vertraut machte. Und Eglantyne Jebb hat sich nicht nur als Gründerin von Save the Children einen Namen gemacht – die erste internationale Organisation, die sich ausschließlich für in Not geratene Kinder stark macht. Sie trieb auch die Genfer Erklärung von 1924 voran, als zum ersten Mal universelle Kinderrechte verkündet wurden. Mein Roman setzt sich zum Ziel, diese drei Frauen zu würdigen – gewidmet ist er aber allen, die sich bis heute für Kinder und deren Rechte stark machen.
"Man steht für bestimmte Werte, für die Weitergabe von wertvollem Wissen und Bildung."
In Ihrem Interview mit dem HR sagten Sie: „Das Buch ist mehr als eine Ware“. Können Sie dies für die Leser nochmals beschreiben.
Eine Ware ist für mich ein Produkt, das nicht zuletzt hergestellt und verkauft wird, um damit möglichst viel Geld zu verdienen. Und obwohl natürlich auch Verlage schwarze Zahlen schreiben wollen und Autoren von ihren Einnahmen aus Buchverkäufen leben, sollte ein Buch m.E. immer auch ein Kulturgut mit ideellem Wert sein. Sprich: Die Verkäuflichkeit sollte nur eines von vielen Kriterien sein, das man an den Erfolg von Büchern anlegt. Denn mit jedem Buch nimmt man auch eine (moralische) Haltung ein, steht für bestimmte Werte, für die Weitergabe von wertvollem Wissen und Bildung. Wenn ich auf meine vielen Veröffentlichungen zurückblicke, erfüllen mich nicht die mit dem größten Stolz, die die besten Verkaufszahlen eingefahren haben, sondern die, die meine Überzeugungen am besten spiegeln. Und gleiche Wertigkeit würde ich mir auch von Verlagen wünschen: Wer nur den Absatz und den Gewinn im Sinn hat und sich einzig auf die Schultern klopft, wenn ein Buch die Bestsellerlisten nach oben stürmt, verkauft besser Strumpfhosen.
In welchem Alter haben Sie angefangen zu schreiben? Wussten Sie schon immer, dass Sie Autorin werden wollten?
Schon als ganz kleines Kind war ich eine Leseratte – doch Bücher nur zu verschlingen, war mir nicht genug. Ich wusste früh, dass ich irgendwann mal Schriftstellerin sein würde – schlichtweg, weil mir immer so viel einfiel. Mindestens genauso alt wie die Begeisterung fürs Geschichtenerzählen ist übrigens die für die Geschichte – Ruinen zogen mich seit jeher magisch an.
Ab meinem 12. Lebensjahr füllten – noch ziemlich stümperhafte – Texte ganze Schulhefte; den ersten „Romanversuch“ habe ich mit vierzehn Jahren dank einer mechanischen Schreibmaschine zu Papier gebracht. Die war so laut, dass man sie im ganzen Haus hören konnte (ich fürchte, während der Aufenthalte bei meinen Großeltern, habe ich selbige um den Mittagsschlaf gebracht). Was von Anfang an groß war, war meine Disziplin - ich habe in den Sommerferien konsequent jeden Tag zwei Seiten geschrieben -, hingegen nicht unbedingt das Können. Um das Schreiben zu professionalisieren und das notwendige Handwerk, das zwangsläufig zu jedem Talent gehört, zu erlernen, waren wichtige Impulse notwendig, die von Ausbildung und Brotberuf kamen.
"Doch man muss sich in dieser Branche klar sein, dass man nie endgültig „angekommen“ ist."
Wie war es, als Sie Ihren ersten Roman schrieben, oder auch den ersten Verlag fanden. Wann war für Sie der Moment Ihres Durchbruchs gekommen?"
Es gab in meiner Autorenkarriere diverse Meilensteine: der erste Buchvertrag, die erste Bestseller-Platzierung, Buchpreise, besonders schöne Lesungen oder Presseauftritte. Doch man muss sich in dieser Branche klar sein, dass man nie endgültig „angekommen“ ist. Die Lorbeeren von gestern können morgen schon verwelkt sein, sprich: Man muss sich immer wieder neu beweisen, seinen Platz auf dem Buchmarkt stets erobern und verteidigen. Das hat aber auch sein Gutes, weil man so den Ansporn hat, sich stets mit neuer Leidenschaft und Energie in Romanprojekte zu stürzen. Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass sie sich nie wie eine lästige Routine, sondern immer wie ein großes Abenteuer anfühlt.
Sie haben einige Alter Egos. Können Sie erklären, was es damit auf sich hat?
Es gibt Menschen, die wechseln alle zwei, drei Monate ihre Haarfarbe. Das ist mir fremd – ich trage seit vielen Jahren mehr oder weniger die gleiche Frisur. In kreativer Hinsicht bin ich jedoch experimentierfreudiger. Nur ein einziges Sub-Genre zu bedienen, wäre mir einfach zu eintönig – ich brauche regelmäßig die Herausforderung, etwas Neues zu probieren, meine künstlerische Komfort-Zone zu verlassen. Dass meine Bücher unter verschiedenen Namen erscheinen, hat darüber hinaus aber auch marketingtechnische Gründe. Jeder (Marken-)Name soll – so der Wunsch der Verlage – mit einer bestimmten Art von Büchern assoziiert werden. Wenn ein Leser z.B. begeistert einen Carla-Federico-Roman verschlungen hat, soll er auch beim nächsten Buch, das unter diesem Namen erscheint, eine exotische Frauensaga erwarten können – kein martialisches Kriegsepos wie ich es als Kiera Brennan geschrieben habe. Das wäre sonst so, als würde ich jemanden zu einer Reise nach Venedig einladen, um ihn dann auf die rauen Orkneyinseln zu bringen. Selbst wenn er nichts gegen die Orkneyinseln hat – er wird enttäuscht sein. Und meine Bücher, so behaupte ich, unterscheiden sich nun einmal teilweise so extrem wie Venedig und die Orkneyinseln.
"Man muss wahnsinnig viel Geduld aufbringen."
Welche Herausforderungen haben junge Autoren in unserer Zeit? Können Sie jungen Autoren auch Ratschläge geben?
Man muss sich als angehender Autor ernsthaft überlegen, ob es tatsächlich die größte Leidenschaft ist zu schreiben. Manche denken, man könnte einfach mal so nebenbei ein Buch verfassen und damit auch noch das große Geld verdienen, aber so klappt das nicht mit der Autorenkarriere. Eine solche verlangt sehr viel Zeit und Einsatz und das über viele Jahre, in denen der Erfolg meist auf sich warten lässt. Was man auf jeden Fall bedenken sollte: Um ein erfolgreicher Autor zu sein, braucht es nicht nur ein hohes Maß an Kreativität und Fantasie, erzählerisches Talent und Sprachgefühl – sondern auch andere wichtige Eigenschaften: Zum einen muss man ein Mensch sein, der gut mit sich alleine sein kann. Denn Schreiben ist eine einsame Arbeit, und oft dauert es Monate, bis man Feedback bekommt. Und zum anderen: Man muss wahnsinnig viel Geduld aufbringen. Wer Tag für Tag ein Erfolgserlebnis haben möchte, dem wird es zu lange dauern, monate- vielleicht sogar jahrelang an einem Buch zu arbeiten, zumal man selten mit dem ersten Romanversuch den großen Erfolg einfährt. Viele Werke verschwinden vorerst in der Schublade, bis man genügend Routine hat, um wirklich ein markttaugliches Manuskript abzugeben.
Allerdings: Wenn man die richtige Einstellung mitbringt, über Resilienz und Pragmatismus verfügt und die größte Befriedigung im Schreiben an sich sieht, nicht im Ruhm oder in Buchmessen-Partys, gibt es in meinen Augen kaum etwas Schöneres und Erfüllenderes als Schriftstellerin zu sein.
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