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Marcel Bohnert: Wir sehen das Ideenpapier zum Veteranentages als lebendes Dokument

Marcel Bohnert mit Veteranen auf der Ehrentribüne des Bundestags ©Yann Bombeke, DBwV


Marcel Bohnert: „Derzeit läuft eine Veteranenkampagne auf Social Media und das Ideenpapier zum Veteranentag wächst immer weiter. Wir sehen es als lebendes Dokument."

Eines der wichtigsten Ereignisse im Düsseldorfer Stadtkalender waren die Invictus Games 2023, die von Prinz Harry, der selbst ein Veteran ist, ins Leben gerufene internationale Spiele für Veteranen. Viel wichtiger waren sie für die Angehörigen der Bundeswehr und ihre Familien. Seit April ist zudem bekannt, dass der Bundestag einen Veteranentag eingeführt hat. Die Soldat*innen, die seit den 1990er Jahren unter anderen Bedingungen als heute verwundet oder traumatisiert aus Auslandseinsätzen zurückkehrten, fühlten sich in der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert. Seitdem gibt es den Wunsch bzw. das Bedürfnis, das Engagement dieser Menschen zu würdigen und ihnen ihren Platz in der Gesellschaft zurückzugeben.


Wir haben ein Interview mit Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert geführt. Obwohl der Veteranentag am 16. Juni 2025 zum ersten Mal begangen wird, sind für dieses Wochenende bereits kleinere Veranstaltungen geplant. Er sei überrascht gewesen, wie groß die Resonanz in der Bevölkerung war, die sich an der Gestaltung dieses Tages beteiligen wollte.

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15. Juni 2024

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Interview Directory 

IN FOCUS

Name: Marcel Bohnert

Beruf: Oberstleutnant i. G. 

Kompaniechef im Kunduz 2011 ©Privat

Wir setzen uns auch für die andere Seite ein, für Menschen, die gegen uns und gegen den Krieg sind.

 

Sie haben auf Social Media und über den Deutschen Bundeswehrverband zu einem Brainstorming für die zukünftige Gestaltung des Veteranentages aufgerufen. Wie weit sind Sie gekommen? Der 15. Juni steht bereits vor der Tür.

 

Ende April hat der Deutsche Bundestag den nationalen Veteranentag beschlossen und den 15. Juni als Datum festgelegt. Nach diesem Beschluss soll der Tag erstmals im Jahr 2025 offiziell begangen werden. Dennoch erhielten wir als Deutscher BundeswehrVerband körbeweise Post aus allen Bereichen der Gesellschaft: Sportvereine, Kirchen, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und natürlich von Soldatinnen und Soldaten selbst. Wir waren von dieser positiven Resonanz überrascht und haben uns deshalb entschlossen, alle bisherigen Vorschläge zu sammeln und ein erstes Ideenpapier zu veröffentlichen. Dieses Dokument stellen wir allen zur Verfügung, die sich für die Ausgestaltung des Veteranentages im kommenden Jahr interessieren und engagieren wollen (https://www.dbwv.de/multimedia/fuer-veteranen/veteranentag ). Derzeit läuft eine Kampagne auf Social Media und das Papier wächst immer weiter. Wir sehen es als lebendes Dokument. Auch in diesem Jahr wird am 15. Juni eine Menge passieren. Veteranenvereine und Motorradclubs führen Aktionen durch – einige marschieren oder besuchen Gedenkstätten. Wir werden alles unter den Hashtags #Veteranenkultur, #Veteranentag und #DieUnsichtbarenVeteranen auf Social Media verfolgen und freuen uns, wenn die Leute es liken und teilen und dadurch ihre Solidarität zum Ausdruck bringen.

 

Ist auch Gewalt gegen die Streitkräfte ein Thema?


Wir erleben in unserer Republik eher selten Gewalt gegen Bundeswehrangehörige, deshalb ist das für uns nur ein nachrangiges Thema. Natürlich gibt es manchmal Anfeindungen auf Social Media und wir hören auch von Menschen, die gegen einen Veteranentag sind. Aber wir setzen uns auch für sie ein - für Menschen, die gegen uns und gegen den Krieg sind. Einer unserer Leitsätze in der Bundeswehr lautet: "Wir kämpfen dafür, dass ihr gegen uns sein könnt".

 

Ich habe gehört, dass der Veteranentag aus einem "Moment bei den Invictus Games" entstanden ist?

 

Die Forderung nach einem Veteranentag ist schon deutlich älter. Viele unserer Partnernationen haben seit vielen Jahren ihre Veteranentage; da hängen wir in Deutschland ein ganzes Stück hinterher. Die Invictus Games 2023 waren mit ihrer emotionalen Atmosphäre, den tausenden von Besucherinnen und Besuchern sowie der großen politischen Präsenz ein Beschleuniger für das Thema. Auch die Invictus Germany, die vom 26. bis 28. Juli 2024 erneut in Düsseldorf ausgetragen werden, bringen das Veteranenthema noch etwas mehr ins Rampenlicht.

 

Man vernimmt, dass die verschiedenen deutschen Veteranenorganisationen nun vereint sind? Was bedeutet das?

 

Es gibt knapp 25 Vereine, Stiftungen, Initiativen und Projekte, die teils seit vielen Jahren auf nationaler Ebene für Veteraninnen und Veteranen arbeiten ( https://www.dbwv.de/multimedia/fuer-veteranen/gemeinsam-engagiert). Wir haben als BundeswehrVerband vor etwas mehr als zwei Jahren die Initiative ergriffen und begonnen, gemeinsam mit allen Akteuren einen gemeinsamen Forderungskatalog zu erarbeiten. Eine unserer wichtigsten Forderungen war tatsächlich die Einführung des nationalen Veteranentages. Wir haben zusammen den sogenannten Veteranenflyer veröffentlicht (https://www.dbwv.de/multimedia/fuer-veteranen/forderungen ) und unsere gemeinsamen Anliegen im Buch "Deutschlands Veteranen" (Mittler Verlag) publiziert. Darin sind u.a. Veteranen portraitiert und alle Vereine sowie Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene aufgelistet. Im Februar dieses Jahres haben wir zudem den ersten Veteranenkongress abgehalten, um unseren Schulterschluss nach außen zu demonstrieren. Inzwischen gibt es sogar ein zentrales Veteranenbüro in Berlin, dass allen Interessierten offensteht.

 

„In den letzten zwei Jahren sind wir doch schneller vorangekommen, als wir erwartet hätten. Eines der wichtigsten Katalysatoren für die Bewegung waren dabei natürlich die Invictus Games.“


Wie steinig war der Weg zum Bundestagsbeschluss?

 

Es war ein sehr steiniger Weg, für den der Grundstein wohl mit den ersten Auslandseinsätzen der Bundeswehr Anfang der 1990er Jahre gelegt wurde. Zu dieser Zeit kehrten erstmalig eine größere Anzahl von Soldatinnen und Soldaten mit Traumatisierungen oder Verwundungen zurück und wurden zu Beginn nicht ausreichend versorgt und wieder in die Gesellschaft integriert. Das Thema bekam größere Aufmerksamkeit, als unsere Soldatinnen und Soldaten ab etwa 2006 in Afghanistan zusehends in einen Kampfeinsatz gerieten. Einzelne Heimkehrende begannen, Bücher zu schreiben oder Interviews über ihre Erfahrungen zu geben. Dadurch wurde nach und nach eine breitere Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam. Es entstanden Veteranenvereine wie die Combat Veterans, die Recondo Vets und der Bund Deutscher Einsatzveteranen und auch die großen etablierten soldatischen Interessenvertretungen wie der Deutsche BundeswehrVerband oder der Reservistenverband schenkten dem Thema zunehmende Beachtung. Es gab Tagungen, Kongresse, Gedenkmärsche, Social Media-Kampagnen, Reportagen, Filme, Fotoausstellungen, musikalische Projekte und vieles mehr. Mit dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 und dem damit einhergehenden gesellschaftlichen Umdenken im Umgang mit Streitkräften gewann das Thema dann noch einmal richtig an Dynamik.

 

„Es wird Sie vielleicht überraschen, aber die Antwort auf beide Fragen ist dieselbe: Es waren meine Auslandseinsätze.“

 

Was war Ihre schwierigste und Ihre schönste Zeit bei der Bundeswehr?

 

Es wird Sie vielleicht überraschen, aber die Antwort auf beide Fragen ist dieselbe: Es waren meine Auslandseinsätze. Ich bin 45 Jahre alt und habe nun mit knapp 26 Dienstjahren die meiste Zeit meines Lebens als Soldat verbracht. Ich war 1999/2000 als Gruppenführer im Kosovo, 2011 als Kompaniechef in Afghanistan und 2023 als Militärberater im Irak. Alle Einsätze waren mit Emotionen, Gefahren und dem Leid der Menschen vor Ort verbunden. Andererseits waren es auch immer äußerst prägende Erfahrungen, bei denen ich viel über fremde Lebensweisen, Kulturen, Zusammenhalt und Kameradschaft gelernt habe.

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Marcel Bohnert, Irak Baghdad 2023 ©Lars Gundlach

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