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Bürgermeisterin Clara Gerlach:
„Niemand konnte bisher erklären, wo wir diese Mittel ohne Schaden einsparen können.“
In etwa 10 Jahren soll Düsseldorf eine neue Oper haben. In letzter Minute stoppten der Oberbürgermeister Dr. Keller, CDU, SPD und FDP ihren Plan, die Oper im Hofgarten an der Stelle des bisherigen Operngebäudes neu zu bauen. Der Oberbürgermeister gab dann bekannt, dass die Stadt das Gelände des früheren Kaufhofs am Wehrhahn gekauft habe, wo die Oper jetzt entstehen soll. Der Grundstückskauf als solcher wird von meisten Akteuren begrüßt. Wir sprachen bereits mit Architekten, Bauherren und auch Politikern, insbesondere über die Idee einer möglichen Kostendeckelung für das Opernprojekt. Jetzt ordnet Bürgermeisterin und GRÜNE Kultursprecherin Clara Gerlach die Position der Grünen ein.
Für sie fehlt bei der Planung der Oper in erster Linie die kaufmännische Vernunft. Gerlach verlangt eine mittel- und langfristige Investitionsplanung und Priorisierung und bezweifelt zudem, dass eine neue Oper so groß sein muss, mit so vielen Sitzplätzen, wie sie jetzt geplant wird. Die Kämmerin, so Gerlach, fordere Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe beim Haushalt der Landeshauptstadt für die kommenden Jahre und bislang habe niemand erklären können, wo Düsseldorf diese Mittel ohne Schaden einsparen könne.
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17. September 2024
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„Es geht nicht darum, irgendetwas zu verhindern, es geht um kaufmännische Vernunft und verantwortungsvolles Handeln für die ganze Stadt.“
AM: Frau Gerlach, wie ist es, als Bürgermeisterin zu arbeiten?
Clara Gerlach: Mein Ehrenamt als Bürgermeisterin bereitet mir große Freude. Ich bin jetzt schon seit 20 Jahren Ratsfrau in Düsseldorf, aber in den letzten 3 Jahren als Bürgermeisterin habe ich die Stadt noch besser kennengelernt und konnte mich noch stärker für die Menschen in unserer Stadt einsetzen. Ich freue mich, dass so viele Menschen auf mich zugehen, und ich versuche, möglichst viele ihrer Anliegen und Ideen zu bearbeiten oder umzusetzen.
Die Position der Grünen ist, kein neues Opernhaus zu haben. Was können Sie jetzt tun, um dies zu verhindern?
Es geht nicht darum, irgendetwas zu verhindern, es geht um kaufmännische Vernunft und verantwortungsvolles Handeln für die ganze Stadt. Wir stehen als Stadt vor großen finanziellen Herausforderungen, da müssen wir uns gut überlegen, was wir mit welcher Priorität und in welcher Reihenfolge finanzieren können. Für die kommenden Jahre fordert die Kämmerin deutliche Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe beim Haushalt der Landeshauptstadt. Niemand konnte bisher erklären, wo wir diese Mittel ohne Schaden einsparen können. Gleichzeitig müssen wir in den kommenden Jahren deutlich in unsere Infrastruktur investieren, insbesondere in den öffentlichen Nahverkehr und die maroden Brücken. Wer meint, dass er jetzt eine Oper bauen kann, muss erklären, wie das in dieser Situation möglich ist. Die Befürworter eines Neubaus zum jetzigen Zeitpunkt handeln nach dem rheinischen Motto: „Et hätt noch immer jot jejange“. Am Ende wird es aber heißen: „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt…“.
„Ob eine neue Oper so groß sein muss, mit so vielen Sitzplätzen, wie sie jetzt geplant wird, wage ich zu bezweifeln. Auch hier fehlt mir bei der Planung die kaufmännische Vernunft."
Sehen Sie den Bedarf für ein größeres Opernhaus aus einer anderen Perspektive als andere?
Die Arbeitsbedingungen im Opernhaus sind sehr beengt, und ich würde den Mitarbeitenden der Oper wünschen, dass sie mehr Platz zur Verfügung hätten. Das alleine rechtfertigt aber keinen milliardenschweren Neubau. Ob eine neue Oper so groß sein muss, mit so vielen Sitzplätzen, wie sie jetzt geplant wird, wage ich zu bezweifeln. Auch hier fehlt mir bei der Planung die kaufmännische Vernunft.
Inwieweit waren Sie über die Vorgänge beim Umzug der geplanten Oper auf das Wehrhahn-Gelände informiert?
Es war klar, dass die Stadt die Chance, die sich durch die Insolvenz von Signa geboten hat, nutzt und versuchen würde, das Gelände des alten Kaufhofs am Wehrhahn zu erwerben. Dass das jetzt so schnell ging, ist erstmal gut. Seitdem der Widerstand in der Bevölkerung gegen den sogenannten „Standort der Herzen“ am Hofgarten immer größer wurde, gab es auch das Gerücht, dass man versucht, mit dem Opernneubau zum Wehrhahn zu wechseln, um den Protesten aus dem Weg zu gehen. In diese Pläne waren wir nicht offiziell eingeweiht. Schön wäre es jetzt, wenn alle einmal innehalten würden und gemeinsam gründlich darüber nachdenken, was wir mit dem Wehrhahn-Gelände am besten machen.
Sind Sie zufrieden, dass dieses Grundstück jetzt im Besitz der Stadt ist?
Unabhängig vom geplanten Opernneubau finde ich es richtig und wichtig, dass wir dieses Grundstück gekauft haben. Für die Zukunft unserer Innenstadt rund um die Schadowstraße ist es gut, dass die Stadt jetzt wieder im Besitz dieses Geländes ist. Aber anstatt jetzt dort überhastet den Opernneubau zu planen, sollte man sich erst einmal gründlich mit den Potenzialen des Standorts beschäftigen.
„Das ist schon eine stolze Summe, und daher nochmal mein Appell, jetzt in Ruhe zu überlegen, wie wir mit dem Standort umgehen wollen.“
Und was halten Sie von dem Kaufpreis, der laut Rheinischer Post bei 137 Millionen Euro gelegen haben soll?
Ich gehe davon aus, dass die Stadtverwaltung das bestmögliche Ergebnis in Verhandlungen erzielen konnte. Aber das ist schon eine stolze Summe, und daher nochmal mein Appell, jetzt in Ruhe zu überlegen, wie wir mit dem Standort umgehen wollen. In dem Verfahren zum möglichen Opernneubau wurde die ganze Zeit über unnötiger Zeitdruck aufgebaut, weil das bestehende Opernhaus angeblich stündlich vor dem endgültigen Untergang und Zusammenbruch steht. Die gleichen Leute, die das bis vor wenigen Wochen behauptet haben, können jetzt ganz entspannt damit leben, dass der Spielbetrieb im Opernhaus noch mindestens 10 Jahre weiterlaufen soll. Es gibt also keinen Grund, sich in diesen wichtigen Fragen so unter Druck zu setzen.
Was halten Sie von der geplanten Klage der Linken?
Gar nichts. Es geht hier um eine politische Entscheidung, und dass Anträge und Vorlagen, die noch nicht allen Fraktionen bekannt sind, auch einmal kurzfristig in den Rat kommen, ist „business as usual“.
„Ich freue mich auch über die Pläne, mit der Musikschule an einen zentralen Standort in der Innenstadt zu ziehen. Ein Vorschlag, den ich schon in den vergangenen Jahren wiederholt gemacht habe.“
Wie gefällt Ihnen der Standort Wehrhahn aus städtebaulicher Sicht?
Der Standort ist von zentraler städtebaulicher Bedeutung für Düsseldorf. Diesen Standort mit klugen und kreativen Ideen zu entwickeln, bietet auch die Chance, die Schadowstraße noch einmal in den Blick zu nehmen. Ich finde die jetzige Gestaltung der Schadowstraße in vielerlei Hinsicht misslungen und würde es begrüßen, wenn wir nochmal einen Anlauf nehmen und eine ansprechendere und lebendigere Aufenthaltsqualität auf der Schadowstraße schaffen. Ich freue mich auch über die Pläne, mit der Musikschule an einen zentralen Standort in der Innenstadt zu ziehen. Ein Vorschlag, den ich schon in den vergangenen Jahren wiederholt gemacht habe.
Warum ist jetzt ein neuer Architekturwettbewerb notwendig?
Bis jetzt gab es ja überhaupt noch keinen Architekturwettbewerb, sondern einen städtebaulichen Wettbewerb. Beim städtebaulichen Wettbewerb ging es darum, vertiefend zu klären, ob die Standorte hinsichtlich des umliegenden Stadtraums, der vorhandenen Infrastruktur, der Freiraumgestaltung und anderer Kriterien geeignet sind. Beim Architekturwettbewerb geht es um den Entwurf und die Gestaltung des Gebäudes, und am Ende des Wettbewerbs ist dann auch ein Preisschild an der ganzen Sache.
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